Wer ist eigentlich Kimberley?

Wenn man nach Australien reist und mit anderen Reisenden Tripgeschichten am Lagerfeuer austauscht dann kommt zwangsläufig früher oder später die Frage: „Warst du eigentlich schon in den Kimberleys?“ Wenn man dann antwortet „Nein,kommt aber noch.“ dann startet in der Regel ein Pamphlet über die Schönheit der Kimberleys. Das kuriose dabei ist, jeder schwärmt wie schön es doch ist, aber niemand kann wirklich sagen wie man es sich vorstellen soll.

 

Ist es Regenwaldig? Oder ist es eher Wüstenähnlich? Ist es Grüner oder Roter als im Rest Australiens?

 

„Naja, es ist eher Buschig und karg, aber die Schluchten sind sooooo toll!“ ist dann oftmals die Antwort auf die ich mir noch immer keinen Reim machen kann.

 

Nach nun gut einem Monat in der Kimberleyregion weiß ich nun mehr denn ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.

 

Aber erst einmal möchte ich klarstellen das die Kimberleys nicht Kimberleys genannt werden sondern „Die Kimberley“! Wo der Name selbst her kommt, konnte ich bislang aber trotzdem nicht recherchieren. Ich nehme einfach mal an das es wie mit den meisten Namensgebungen in Australien ist. Wahrscheinlich benannte der erst beste europäische Erforscher die Region nach dem zweiten Hund seiner verstorbenen Ex-Schwiegermutter. Wie gesagt, das ist nicht belegt ;-)

 

Aber tatsächlich ist die Kimberley die gewaltigste, zerklüftetste und abgelegenste Regionen Nord-West- Australiens. Mit nur zwei Jahreszeiten, wenn man die Regen,- und Trockenzeit so nennen will, ist es eine Region voller Extreme. Halb trockene mit Spinifex gepunktet, unendliche Ebenen die nur von staubigen Straßen, unterbrochen werden. Unwirtlich orange-rote Bergketten die von Felsigen Schluchten mit dramatischen Wasserfällen, umgeben von satt grünen Regenwald, durchschnitten werden.

 

Ich kann mir nun vorstellen warum es Kimberleybesuchern so schwer fällt diesen Landstrich zu beschreiben, denn es ist einfach zu vielfältig um es in ein paar Worte zu fassen. Ich hoffe Ihr könnt einen kleinen Eindruck gewinnen wenn ihr euch die Galerie anschaut:-)

 

Die Kimberley ist aber nicht nur ein Fleckchen für Abenteurer, Geologen und Wüstenfüchse, sondern auch für Mienen und Mineralölkonzerne.

 

Es ist ein Fakt das es die West-Kimberley wie ich sie Erfahren habe bald so nicht mehr zu erleben gibt.

 

Den traditionellen Besitzern, den Aboriginals, wurde 1972 das bis dato von weißen in Anspruch genommene Land, die Kimberley, zurück gegeben. Nach der Verabschiedung der Gesetze zum Schutze der Indigen Landrechte, wurden Klauseln eingefügt die Minengesellschaften und Ölriesen wie BP und Co, als einzigen die Möglichkeit einräumt das Land zum Abbau von Bodenschätzen zu nutzen, denn bei der Nachformulierung der Definition des besitzbaren Landes wurde vermerkt, daß das zurückgegeben Land nur einen Meter tief ist. Alles was sich tiefer im Erdreich befindet gilt dadurch als Allgemeinbesitz. Das ist wieder einmal ein absurdes Beispiel Geld orientierter Gesetzgebung.

 

Die Folgen dieses Gesetzes kann man durchaus schon sehen wenn man von Broome aus in Richtung Cape Leveque fährt. Schwere Baumaschinen überziehen die Schotterpisten mit Asphalt um schneller Krafstoff und noch mehr Baumaschinen in die schwer erreichbaren Winkel der Nord-West-Kimberley zu bringen. Anstatt von Wahlen, die normalerweise jedes Jahr an die Küste der Dampier Halbinsel kommen, stehen nun Bohrinseln und Schwimmende Tankstellen im Wasser.

 

Aufmerksam bin ich darauf allerdings nicht durch TV oder Radio geworden sondern durch kleine in Broome all gegenwärtigen Protestäußerungen mit Transparenten an Gartenzäunen bis hin zu Camps und Demonstrationen. Es ist traurig das nicht einmal in den Australischen Medien davon berichtet wird.

 

Es wird vermutet das sich eines der größten Uranvorkommen der Welt unter den Kimberley befindet. In Woodend, einem der Traumstrände Western Australiens, wird im nächsten Jahr eine 14 km lange Seebrücke und ein Industriehafen entstehen um den Abtransport zu gewährleisten.

 

Während einer Tour mit Landschaftsfotografen Nigel Gaunt (http://www.reddirtphoto.com.au) eines der Protestcamps in Woodend. Ich war überrascht das es nicht für den Weltfrieden kiffende Hippies sind die dort protestieren, sondern Geschäftsleute, Anwohner, Junge und alte Leute aus der Region.

 

Die Kimberleyregion wird in den nächsten Jahren ihren mystischen Ruf, ihre Unzugänglichkeit und auf jeden Fall ihr Gesicht verlieren. Leider nicht das erste Mal das ich Umweltzerstörung auf höchstem Niveau erlebe, seit ich in Australien bin.

 

Nico

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Rico (Dienstag, 04 Oktober 2011 21:02)

    Hmm,

    coole Bilder!

    Das mit dem Landbesitz ist Mittlerweile überall auf der Welt so, glaube ich. Man besitzt nicht Land sondern ist nur lebenslanger Pächter, selbst wenn man Land kauft.
    Wenn dann ein gemeinnütziger Zweck kommt, dann wird man zwangsenteignet, alles schon erlebt...

    Viel Spaß euch trotzdem!

    LG an euch da! :-D

  • #2

    Andi (Mittwoch, 05 Oktober 2011 11:44)

    Hey Mate,

    geiler Trip! Und diese Umweltzerstörung hier ist echt zum kotzen.

    Habt viel Spaß auf der CSR und kommt ja heile wieder ;)

    Ich denk an euch und wünsche euch gutes Wetter.

    cheers

  • #3

    Ulli (Donnerstag, 20 Oktober 2011 15:01)

    hey, wirlich schöne Bilder..kann ich mich nur anschließen :)

    ..ja, Uweltverschmutzung..echt Scheiße alles, nur Fahrrad fahrn ist och anstrengend!!! :O