Canning Stock Route / Kidson Track
Dieser Blogeintrag wird mal ein bisschen anders aussehen als ihr es gewohnt seit.
Da die Canning Stock Route (CSR) ein sehr speziellen Kapitel für mich ist, habe ich beschlossen meine täglichen Tagebucheinträge online zu stellen, anstatt einer Zusammenfassung wie ich es normalerweise mache.
Die Canning Stock Route ist ein in 1906 entstandener Viehtreiberweg der von den Halls Creek 1700 km nach Wiluna führt. Es gibt auf der gesamten Strecke nur einen Versorgungspunkt für Kraftstoff, dafür aber Brunnen entlang der Strecke die für die Wasserversorgung genutzt werden können.
Über 1000 Dünenüberfahrten, 50°C Tagestemperatur und bis zu 5°C in der Nacht machen diesen, durch 4 Wüsten führenden Track zu der härtesten Offroadstrecken Australiens.
Halls Creek
Der eigentliche Plan war es, in die Bugles Bungles zu fahren bevor wir auf die Canning Stock Route aufbrechen. Allerdings war der Nationalpark tagelang wegen schwerer Feuer geschlossen so dass wir schlussendlich die Bungles Bungles aus der Reiseroute strichen.
Die 2 Tage die wir dadurch in Halls Creek verbrachten, nutzten wir für ein paar letzte Besorgungen und Auskünfte über aktuelle Temperaturen und den Zustand des Tracks.
Natürlich machten wir auch nochmal ein paar Beruhigungsanrufe an Eltern und Freunde und stellten sicher, dass diese in den nächsten 20 Tagen nicht auf einen Anruf warten brauchen.
Tag 1.
Wir haben heute Halls Creek verlassen, um schließlich in Richtung Canning Stock Route (CSR) aufzubrechen.
Es war merkwürdig meine Familie anzurufen und Postkarten zu schreiben, denn normalerweise mache ich das nie bevor ich aufbreche.
Zugegeben, ich habe ein mulmiges Gefühl in Bezug auf die CSR denn viele Einheimische haben mich vor den Temperaturen und der Länge der Strecke gewarnt.
Nun sitze ich am Feuer in unserem ersten Camp, wir sind noch nicht auf der CSR, aber schon auf dem Tanami Track in der Tanami Wüste.
Wir haben kleine Umbauten an Michaels Hilux vorgenommen um Feuerholz transportieren zu können, denn Brennholz soll es wenig in der Wüste geben.
Auf der heutigen Fahrt sind mir eine millionen Sachen durch den Kopf gegangen. Was zu Beispiel schief gehen kann und wie man sich im Ernstfall selbst helfen muss. Ich bin gut darin mich selbst zu beruhigen, wenn ich aber für eine Pause aus dem klimatisierten Auto steige und die Hitze mich wie ein Hammerschlag trifft dann wird mir doch immer wieder ganz schummrig im Bauch.
Wir haben beschlossen unseren Tagesrhythmus in der Wüste zu ändern. Früher aufstehen und länger fahren, 100 km pro Tag ist unser Ziel, aber wir werden sehen.
Tag 2.
Heute Morgen war es superheiß, so dass wir uns recht schnell in die Spur gemacht haben.
Auf dem Tanami Track gibt es, bevor man in die Great Sandy Desert fährt, eine letzte Aboriginal Gemeinde welche auch Sprit verkauft. Ballalanina.
Nachdem wir jeden Kanister aufgefüllt haben ging es dann aber tatsächlich auf die Canning Stock Route (CSR).
Überraschender weise war die CSR in nicht all zu schlechten Zustand. Sandig, wellblechartig aber nicht überwuchert und auch keine superbrutale 4x4 Aktion.
Gereicht hat es aber trotzdem um für erste Probleme an den Autos zu führen. Mir ist ein Zusatzscheinwerfer abgebrochen und Micheal hat es ein Radlager zerhauen. Um das reparieren zu können mussten wir früher halt machen als es angedacht war.
Well 49 (Brunnen Nr. 49) ist unser Camp für heute Nacht. Kleine Sträucher und Büsche geben ein wenig Schatten und der Brunnen ist in überraschend gutem Zustand.
Da wir Feuerholz dabei haben und Wasser aus dem Brunnen ziehen können ist das erste offizielle CSR- Camp ein extreme luxuriöses.
Die Great Sandy Desert ist übrigens ganz anders als ich es erwartet hatte. Meine Vorstellung von Wüste war ein trockenes, sandiges, heißen Nichts. Grünes Spinifex und Paperbark Bäume sind hier aber so zahlreich vertreten, dass man den Sand gar nicht sieht;-)
Dafür ist aber die Nacht wie man sich eine Wüstennacht vorstellt. Ziemlich kalt, die Sterne sind unglaublich hell und gut zu sehen und außer seinem eigenen Atem hört man nichts. Irgendwie gruselig.
Micheal und ich haben eben nochmal über den Karten gebrütet und denken das wir morgen schneller vorankommen. Natürlich nur wenn die Strecke so gut bleibt.
Tag 3.
Schon heute Morgen ging der Tag anders los als erwartet. Ich hatte mir den Wecker auf 5:30 Uhr gestellt um vor der großen Hitze wach zu sein. Die Idee war ein frühes Frühstück und dann ab auf die Piste.
Um 4:30 Uhr hörte ich Micheal draußen rumrennen und fragte ihn was zur Hölle er da veranstalte. Er dachte er hätte verschlafen denn es war hell und so ist er aufgestanden. Tatsächlich stand die Sonne um 4:30 Uhr schon hoch am Himmel.
Keine Ahnung warum in der Wüste die Sonne früher aufgeht, aber es ist echt komisch wenn es um 3 Uhr morgens anfängt zu dämmern, um 4 ist es hell und um 8 Uhr sind es 30°C.
Gestern haben wir noch rumgesponnen das wir die CSR in einer Woche schaffen wenn wir in der gestrigen Geschwindigkeit weiter reisen. Heute wurde der Track aber von Kilometer zu Kilometer schlechter. Fahrtechnisch aber spannend denn es galt die ersten Dünen zu überqueren. Die Wüste wurde langsam wüster.
Trotz 9 Stunden hinterm Lenkrad schafften wir aber gerade mal 120 km. Oftmals brauchten wir 3 Anläufe bis wir die hohen Dünen meisterten.
Was uns zeitlich ebenfalls zurück warf, war ein Platten am Shorty und ein gerissener Keilriemen.
Die Reparaturen waren schnell gemacht nachdem wir unser Camp zwischen 2 Dünen aufschlugen und die Temperatur runter ging. Im Fahrzeug war es tagsüber kaum erträglich, da der Riemen zur Klimaanlage gehörte und ein Schwarzes KFZ die wahre Hölle in der Wüstensonne ist!
Tag 4.
Heute waren wir mal in der Lage die Reisegeschwindigkeit zu halten. Spaßeshalber berechneten wir unsere durchschnittliche Geschwindigkeit mit 21, 23km/h .
Die Autos laufen gut so weit. Ich habe ein Geräusch in der Vorderachse, denke aber, das es kein großes Problem darstellt und warten kann bis wir wieder zurück sind in der Zivilisation.
Viel erdrückender war heute die Berechnung des Durchschnittsverbrauches und die Feststellung das wir es wohl nicht bis Willuna schaffen werden. Der südliche Teil der CSR ist 1000km lang, klingt nicht so viel, aber gemessen an den Dünenquerungen, dem permanenten sandgebuddel und den harten Bedingungen ist es ein langer Weg!
Micheal hat 180 l Diesel an Bord und anhand der aktuellen Berechnungen brauch er 170l um die 1000 km zu packen. Dasselbe gilt für mich. Ich transportiere 170l Diesel und nach meinen Berechnungen bringen die mich genau 1000 km . Das Problem ist das die Wegverhältnisse nicht schlechter werden dürfen und keiner von uns am totalen Limit kalkulieren will.
Wir haben beschlossen eine Entscheidung zu fällen wenn wir in Kunawarratiji aufgetankt haben und genau wissen wie unser Verbrauch lag.
Eine alternative raus aus der Wüste wäre die Telfer-Road oder der Kidson-Track, aber wie gesagt, eine Entscheidung werden wir in etwa 2 Tagen fällen, wenn wir den nördlichen Teil der CSR hinter uns gebracht haben.
Tag 5.
Manche Dinge klären sich von allein. Heute Morgen nach dem Frühstück machten wir wie immer den obligatorischen Auto-Check. Meine Prognose war ein weiterer platter Reifen und der Ausfall meines Rückfahrscheinwerfers (oder vielmehr nicht Ausfall, denn ich konnte ihn nicht mehr ausschalten; musste die Sicherung rausnehmen). Micheal hatte schlechtere Nachrichten, denn der Hauptsimmering von seiner Kurbelwelle hat sich verabschiedet und nun leckt sein Motor Öl.
Nach ein paar Überlegungen stand dann fest, dass wir die CSR an Brunnen 33 verlassen und auf dem Kidson-Track zurück in Richtung Küste fahren.
Zuvor hieß es aber nochmal 130 km fahren bis zum Brunnen 33. Tatsächlich nochmal ein böses Stück auf der CSR. Lange sandige Passagen und superschroffe Auswaschungen. Am Shorty hat sich eine Verschraubung vom Schaltarm verabschiedet und ich konnte nicht mehr in den 4x4 Betrieb schalten. Glücklicherweise habe ich alles dabei um solche Kleinigkeiten zu reparieren.
Der Rest des Tages verlief problemlos und gegen 16 Uhr erreichten wir Brunnen 33 und damit unser letztes Camp auf der CSR.
Die Stimmung ist ein bisschen ruhiger denn der Trip wird auf jeden Fall kürzer als wir es gedacht hatten.
Tag 6.
Die Nacht am Brunne 33 war dafür umso spaßiger, denn nicht nur wir 2-Beiner sind auf das Wasser angewiesen sondern auch alles was kreucht und fleucht in der Wüste und so hatten wir die ganze Nacht lang Getrampel von Kamelen, Dingos und Wildpferden um unser Lager.
Heute Morgen hieß es dann auftanken in Kunawarratji für 3,20 $ pro Liter !!!
Micheal war besser gelaunt als gestern Abend und merkte an das er doch un ganz scharf darauf ist den Kidson Track zu fahren. Und so bogen wir am Rande der Gibson Desert ab und befinden uns nun auf dem Kidson Track und damit im Herzen der Great Sandy Desert.
Der Kitson Track ist vom Zustand her erheblich besser da weniger Verkehr auf ihm unterwegs ist. Das bedeutet allerdings nicht , das es einer Autobahn gleichkommt. Besser für uns bedeutet einfach weniger Wellblechpassagen. Auf der CSR waren es rund 1100 Fahrzeuge dieses Jahr! Auf dem Kidson Track gerade mal eine Hand voll. Und 1100 Geländewagen sind genug um eine Sandpiste in eine Rüttelpiste zu verwandeln.
Kamele haben wir heute dann auch gleich noch einmal gesehen, und zwar direkt neben dem Auto.
Steph war super aufgeregt denn sie hatte sich auf der CSR wilde Kamele versprochen, aber außer Kamelspuren hatten wir bis dato kein Glück.
Im Moment sitze ich im Camp am Razorblade Bore (Brunnen) und genieße die Kühle Stille. Micheal und Steph schlafen schon..
Ich denke morgen werden wir es bis kurz vor die Küste schaffen, denn unsere Reisegeschwindigkeit liegt bei gut 50 km/h.
Tag 6.
Wieder einmal haben wir uns verkalkuliert. Die Kondition des Tracks hat sich mit Aufbruch am Razorblade Bore mit jedem Km verschlechtert, was unsere Durchschnittstempo auf etwa 15km/h bringt.
Natürlich stoppen wir immer wieder um Bilder zu machen, denn die Landschaft hat sich ebenfalls verändert. Noch auf der Canning war es recht hügelig und sandig aber für Wüstenverhältnisse super grün und bewachsen. Hier auf dem KT ist so gut wie gar nichts mehr. Spinifex und ein paar dröge Büsche, Dünen und Sand.
Die Kamelbilanz ist allerdings außerordentlich gut. Entweder waren die Höckertiere zwischen den Dünen auf der CSR schlechter zu sehen oder sie sind hier einfach zahlreicher vertreten.
Es ist ebenfalls bemerkenswert das dieser Landstrich noch größer und weiter ausschaut als das was wir bisher in Australien gesehen haben. So viel leere ist kaum in Worte zu fassen. Und wenn man 9 Stunden lang durch dasselbe abwechslungslose Panorama fährt kommt es einem noch gleich nochmal so groß und leer vor.
In Worte fassen lässt sich allerdings mein ärger, als ich bemerkte das sich meine 2te Batterie verabschiedet hat. Einfach kollabiert, und das heißt kein Kühlschrank und weitere wichtige Annehmlichkeiten.
Wollen wir hoffen das es das jetzt erst mal war mit Reparaturen am Fahrzeug denn die Liste ist schon ziemlich lang ;-).
Allem ärger zum Trotz haben wir ein wunderschönes Camp mit unglaublichem 360 Grad Blick und traumhaftem Sonnenuntergang über den Sanddünen der Great Sandy Desert.
Tag. 7
Geschafft. Nachdem der gestrige Tag eine Tortur für Fahrzeug und Fahrer war ging es heute recht gut von der Hand. Der KT wurde wieder besser so dass man nicht mehr wie ein Irrer im Getriebe rühren muss um zwischen H4 und L4 zu schalten.
Am frühen Nachmittag erreichten wir wieder Teerstraße und damit Zivilisation.
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Rico (Freitag, 14 Oktober 2011 12:58)
Wow, sehr eindrucksvoller Bericht und auch Bilder! Grüße Icke
Ulf (Donnerstag, 20 Oktober 2011 15:07)
..auman, Fahrräder sind vielleicht doch nicht so schlecht ;)
echt nen gleies Abenteuer!!!..wer weiß, war vielleicht doch ganz gut das die Technik nicht weiter wollte :O
..aber viel Spaß noch weiterhin :)