Leg dich nie mit Mushern an...

Wir sind nun schon eine Weile im Yukon und merken stetig wie sich dieser nördliche Landstrich verändert. Die Nächte werden deutlich kürzer und kälter und die Bäume und Pflanzen verändern ihre Farben. Der Herbst kommt nach nur 3 Monaten Sommer mit großen Schritten und bringt den Winter mit. Für uns und andere Angestellte von Caribou Crossing heisst es, das wir uns langsam aber sicher auf das Saisonende einstellen müssen.

 

Bevor es aber soweit ist wollen wir noch so viele Punkte wie möglich unserer Yukon-Wunschliste abhaken. Für mich stand vor Beginn unserer Kanadareise fest, das ich unbedingt mal nach Dawson City möchte. Beeinflusst von Jack London und andere Abenteuer-Romanschreiber zogen mich, seit meiner Kindheit, die Geschichten vom Klondike,- und Pelly-Fluß magisch an.

 

Allein die Fahrt nach Dawson ist es wert die Strecke auf sich zu nehmen und gibt einem zudem eine gute Idee wovon die alten Romane inspiriert wurden. Hunderte von menschenleeren Kilometern in tiefster Wildnis legt man auf dem Klondike Highway zurück, bis man das Zentrum des 1898er Goldrausches erreicht. Dawson City enttäuscht eben so wenig und vermittelt eine Atmosphäre als wäre man Teil eines Wild-West Filmes. Stephanie hat unseren Aufenthalt in Dawson City bereits in Worte gefasst, daher spare ich mir mal weitere Details;-).

 

Nicht weit weg von Dawson City beginnt der Dampster Highway. Diese raue Strecke führt in das weit über dem Polarkreis gelegene Inuvik, welches ebenfalls auf meiner Wunschliste zu finden ist. Allerdings würden wir die Strecke lieber im Winter in Angriff nehmen um von Inuvik über den Eis-Highway nach Tuktoyaktuk zu kommen und damit den nördlichsten mit den KfZ erreichbare Punkt Kanadas zu sehen. Im Moment geben wir uns mit einem Teilstück der Strecke zufrieden welches zum berühmten Tombstone Nationalpark führt. Davon kann ich leider nicht so viel berichten da es so ungeheuerlich viel geregnet hat das wir keinen einzigen Berg erkennen konnten.

 

Ein weiterer Punkt auf meiner Wunschliste war der berühmte Chilkoot Trail. Ein Fernwanderweg der von den Goldsuchern des Klondike Goldrausches von Skagway in Alaska nach Bennett, in der Nähe von Carcross in Kanada führt. Eigentlich hatte ich mich davon verabschiedet den 4 - 5 tägigen Track meistern zu können. Denn man braucht eine Voranmeldung und nur eine bestimmte Anzahl an Wanderern ist täglich erlaubt. Alle die dennoch den Wunsch hegen den Track zu laufen, lassen sich auf einer Warteliste eintragen. Ich habe aber nur einen Tag pro Woche frei und damit dachte ich, hatte sich der Chilkoot für mich erledigt.

 

Was ich nicht wusste ist, das sich die Voranmedlerei und die Planung auf die limitierten Übernachttungsplätze und die mehrtägige Tour bezieht. Wenn man also fit genug ist um den Trail an einem Tag zu meistern, kann man ohne Probleme einen Tagespass bekommen.

 

Alle Musher die ich hier im Yukon getroffen habe sind extreme Sportskanonen. So auch meine Kollegen, die ihre Freizeit mit Marathonläufen, Mountainbiking, Kajakwettbewerben und sogar Iron Men Wettkämpfen verbringen. Wen wundert es da, das mein Chef Magnuns (ehemaliger Biathlet) mehr als begeistert ist, als ich mein Interesse an der Tagesodyssee bekunde. Und so starten wir also um 4:45 am 28.08.2016 in pech-schwarzer Nacht den Chilkoot Tail.

 

Ich gebe zu das ich eine gewisse Müdigkeit verspürte als wir nach 12,5 Stunden und 53KM das Trailende am Bennett See erreichten. Dummerweise war das aber nicht der Parkplatz für unserer Heim-Shuttle und so mussten wir weiterer 11KM auf stillgelegten Bahngleisen zuücklegen um gen Heimat rollen zu können.

 

Mit 64 Km NON STOP in 15 Stunden und etwa 1200 Höhenmetern habe ich meine Persönliche Grenze erreicht. Tatsächlich hätte ich keinen weiteren Schritt mehr gehen können! Und nun stelle man sich mal vor das um 1900 ein Goldsucher ca. 40 mal die selbe Strecke laufen musste um all seine Vorräte nach Whitehorse zu bringen! Unglaublich, da stellt man seine eigene Leistung durchaus in Frage...

 

Nico

 

PS: ich bin übrigens froh das meine Kollegen am nächsten Tag gleichermaßen steif zur Arbeit gehumpelt kamen wie ich ;-)

 

 

 

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